China hat Österreichs Industrie durch Exportkontrollen im Griff

China hat Österreichs Industrie durch Exportkontrollen im Griff

Die Rivalität zwischen Peking und Washington hat Folgen für Europa: Mit der Lizenzvergabe für kritische Metalle, Seltene Erden und Zwischenprodukte kann China die europäische Produktion steuern. Der…

Chinas Kontrolle über Österreichs Industrie: Die Herausforderung der Rohstoffabhängigkeit

Die Rivalität zwischen Peking und Washington hat weitreichende Auswirkungen auf Europa, insbesondere auf die Industrie in Österreich. China hat durch seine Exportkontrollen über kritische Metalle, seltene Erden und Zwischenprodukte die Möglichkeit, europäische Produktionsketten zu beeinflussen. Während Europa versucht, seine Abhängigkeit von China zu verringern, stehen die Unternehmen vor erheblichen Herausforderungen.

Die aktuellen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf Europa

Die Bemühungen der europäischen Länder, die Abhängigkeit von China zu reduzieren, sind in vollem Gange. Insbesondere Österreich sucht nach alternativen Lieferanten für kritische Rohstoffe. Der Druck auf die Industrie hat zugenommen, da die Lizenzvergabe für den Import bestimmter Rohstoffe seit April notwendig ist. Diese Lizenzen betreffen insbesondere Produkte, die aus Seltenen Erden hergestellt werden, und wurden von China als eine Frage der nationalen Sicherheit eingestuft.

Die Exportkontrollen, die China seit 2020 schrittweise verschärft hat, sind eine Reaktion auf die Handelsbeschränkungen der USA für High-Tech-Produkte. Diese Maßnahmen haben direkte Auswirkungen auf europäische Unternehmen, die auf diese Rohstoffe angewiesen sind. Danai Budas von der Industriellenvereinigung in Österreich äußerte Besorgnis über die Nervosität in den Industriebetrieben, da die Beschaffung von Seltenen Erden und Permanentmagneten aus China zunehmend kompliziert und zeitaufwendig wird.

Die bürokratischen Hürden bei der Lizenzvergabe erschweren den Unternehmen den Zugang zu den benötigten Rohstoffen. Oft erhalten die Firmen lange Zeit keine Rückmeldung auf ihre Anträge, was zu Unsicherheiten in der Produktion führt. Besonders betroffen sind Branchen wie die Automobilindustrie, der Maschinenbau und die Windkraftproduktion.

Abhängigkeiten und Handelsströme

Die Daten des Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) zeigen, dass Europa besonders abhängig von China bei kritischen Rohstoffen wie Seltenen Erden, Gallium und Germanium ist. Gallium ist für die Herstellung von Leuchtdioden (LED) unerlässlich, während Germanium als Halbleitermetall in der Elektronik eine wichtige Rolle spielt.

In Österreich bestehen direkte Abhängigkeiten bei Germanium, doch laut ASCII-Direktor Peter Klimek bezieht Österreich viele Rohstoffe über den EU-Binnenmarkt, insbesondere aus den Niederlanden. Diese indirekten Importe sind in den Daten jedoch nicht erkennbar. Klimek stellt fest, dass sich die Handelsabhängigkeiten von Rohstoffen hin zu Zwischenprodukten wie Permanentmagneten verschieben, da China in der Wertschöpfungskette weiter nach oben klettert.

Aktuelle Statistiken zeigen, dass 98 Prozent aller EU-Importe entlang der Magnet-Wertschöpfungskette aus China stammen. Im Jahr 2023 importierte Österreich nahezu die Hälfte seiner Permanentmagneten aus China, während die restlichen Importe aus Ländern stammen, die auf chinesische Vorprodukte angewiesen sind. Dies verdeutlicht die Fragilität der Lieferketten und die Notwendigkeit, alternative Bezugsquellen zu erschließen.

Strategien zur Reduzierung der Abhängigkeit

Die EU hat erkannt, dass sie in der Vergangenheit nicht ausreichend auf die Entwicklungen reagiert hat, und arbeitet nun an Lösungsansätzen zur Reduzierung der Abhängigkeit von China. Experten betonen, dass eine Diversifizierung der Lieferquellen notwendig ist. Neben den USA könnten auch andere Länder wie Indien oder Staaten in Afrika und Lateinamerika als alternative Rohstofflieferanten in Betracht gezogen werden.

Recycling wird ebenfalls als eine mögliche Lösung angesehen, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Allerdings wird erwartet, dass Europa seinen Bedarf in den kommenden Jahren nicht vollständig durch Recycling decken kann, da viele Produkte wie Generatoren oder Elektroautos erst nach 15 Jahren oder mehr recycelt werden können.

Um die Resilienz der europäischen Industrie zu stärken, wird empfohlen, die Größe des EU-Binnenmarkts gezielt zu nutzen. Dies könnte durch die Schaffung von Beschaffungs- oder Einkaufsplattformen geschehen, um die Verhandlungsposition der europäischen Unternehmen zu verbessern.

Die Herausforderungen sind erheblich, doch die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von China zu reduzieren, ist klar. Nur durch eine Kombination aus Diversifizierung, Recycling und strategischem Einkauf kann Europa langfristig die Kontrolle über seine industriellen Lieferketten zurückgewinnen.

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