Die Dimensionen der Technik zeigen eindrucksvoll, warum die Koralmbahn ein Jahrhundertprojekt ist: Alleine im Tunnel sind über eine Million Tonnen verbaut. Die Koralmbahn ist auch heimisch und digital gebaut.
Die beeindruckenden Dimensionen der Koralmbahn verdeutlichen, warum dieses Projekt als Jahrhundertwerk gilt. Allein im Tunnel sind über eine Million Tonnen Material verbaut worden. Die gesamte Strecke von Graz nach Klagenfurt erstreckt sich über 130 Kilometer, wobei ein Teil bereits seit 2010 in Betrieb ist: der Abschnitt zwischen Werndorf und Wettmannstätten auf der S6. Hier wurde der 1.695 Meter lange Hengsbergtunnel unter dem Buchkogel neu errichtet, während zu diesem Zeitpunkt die Arbeiten im Koralmtunnel gerade erst begonnen hatten.
Im Jahr 2021 wurden die ersten Schienen im Koralmtunnel verlegt, und seit 2023 erfolgt die Ausstattung des Tunnels mit moderner Eisenbahntechnik. Der Koralmtunnel, der zu den sechs längsten Eisenbahntunneln der Welt gehört, ist bemerkenswert lokal und digital gestaltet. Die Voestalpine Railway Systems lieferte Schienen aus Donawitz und Weichen aus Zeltweg sowie die digitale Signal- und Überwachungstechnik. Eine Oberleitung wurde an der Tunneldecke installiert, um den Zügen die Nutzung von Bahnstrom im Tunnel zu ermöglichen.

Technische Details des Koralmtunnels
Die beiden Röhren des Koralmtunnels sind jeweils 33 Kilometer lang und haben einen Durchmesser von zehn Metern. Alle 500 Meter sind sie durch Querschläge miteinander verbunden. An den tiefsten Stellen, die sich an der Landesgrenze befinden, werden die Tunnel von bis zu 1.200 Metern Koralmaterial überlagert.
Drei Tunnelbohrmaschinen mit jeweils 10.000 PS haben sich über Jahre durch den Berg gearbeitet. Insgesamt wurden rund sechs Millionen Kubikmeter Ausbruchmaterial aus dem Tunnel gewonnen, was in etwa dem Volumen von zwei Cheops-Pyramiden entspricht. Zwei Drittel dieses Materials wurden als Schüttgut oder für die Betonproduktion wiederverwendet.
Die Tunnelröhren bestehen aus 160.000 Tübbingen, die als Stahlbetonfertigteile direkt hinter dem Bohrkopf der Tunnelbohrmaschinen eingebaut werden, um den Hohlraum abzustützen. Jeder Tübbing wiegt sieben Tonnen, und insgesamt wurden 160.000 dieser Teile im Koralmtunnel verbaut. Im Inneren des Tunnels liegen 13.000 Gleistragplatten, die in Niederösterreich produziert wurden, wobei eine einzelne Platte fünf Tonnen wiegt. Auf diesen Platten wurden 8.000 Tonnen Schienen verlegt, ergänzt durch 2.000 Kilometer Kabel und 550 Verteiler. Damit ist der Koralmtunnel mit mehr als einer Million Tonnen „schwer“.
Für die gesamte Koralmbahn wurden 290 Kilometer Gleise, 20.000 Gleistragplatten und 100 Weichen installiert. Die Railjets werden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230 km/h über die neue Strecke fahren, während Regionalzüge Geschwindigkeiten zwischen 120 und 160 km/h erreichen.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Am Bahnhof Weststeiermark stehen neun Gleise und 450 Parkplätze zur Verfügung, während Photovoltaikanlagen jährlich 30 MWh Strom produzieren. Aktuellen Schätzungen zufolge werden täglich zwischen 4.000 und 5.000 Fahrgäste erwartet.
Im Bahnhof können Besucher den 80 Tonnen schweren Bohrkern besichtigen, der sich durch die Koralm gegraben hat, sowie die Tunnelkonstruktion erkunden. Der Koralmtunnel ist zudem digitalisiert: Bereits in der Planungsphase wurde ein digitaler Zwilling des Tunnels und anderer Bauwerke entlang der Koralmbahn erstellt, um jederzeit auf alle relevanten Informationen zugreifen zu können.
Das „European Train Control System“ wird durchgängig an der Koralmbahn eingesetzt. Dieses Sicherungssystem überwacht die Zuggeschwindigkeit, -abstände sowie die Gleisbelegung und kann bei Bedarf sogar eine automatische Bremsung des Zuges einleiten.
Die Gesamtinvestitionen für das Projekt belaufen sich laut den Verantwortlichen auf 5,9 Milliarden Euro. Eine interne Studie zeigt, dass jeder investierte Euro in die Koralmbahn eine Wertschöpfung von 1,44 Euro für die heimische Wirtschaft generiert hat, wobei der Großteil dieser Wertschöpfung an kleine und mittelständische Unternehmen geflossen sein soll.
