Heuer sparen die Österreicher in absoluten Zahlen so viel wie nie zuvor. Der Ursprung des Weltspartags – der heuer zum 100. Mal gefeiert wird – geht auf eine hohe Inflation zurück.
Der Weltspartag: Ein Rückblick auf 100 Jahre Sparen
Der 31. Oktober ist traditionell dem Sparen gewidmet und wird in diesem Jahr ganz besonders gefeiert, da der Weltspartag sein 100-jähriges Bestehen feiert. Dieser Tag hat seinen Ursprung in einer Zeit hoher Inflation, als das Vertrauen in Geld und Banken stark erschüttert war. In Österreich zeigen die Menschen trotz der Herausforderungen der letzten Jahre ein bemerkenswertes Sparverhalten.
Die Entwicklung des Sparens in Österreich
In diesem Jahr legen die Österreicher mehr Geld zur Seite als je zuvor. Insgesamt sparen private Haushalte etwa 34 Milliarden Euro, was einen neuen Rekord darstellt. Diese Entwicklung ist vor allem auf das reale Lohnwachstum der letzten Jahre zurückzuführen. Viele Menschen haben einfach mehr Geld zur Verfügung, was sich positiv auf ihre Spargewohnheiten auswirkt.
Der Ursprung des Weltspartags lässt sich auf den ersten Internationalen Sparkassenkongress im Oktober 1924 in Mailand zurückverfolgen. Damals wurde die Idee geboren, das Sparen wieder populär zu machen, nachdem die Welt die Schrecken der Hyperinflation überstanden hatte. Ein Jahr später, im Jahr 1925, wurde der Weltspartag zum ersten Mal gefeiert, und zwar ohne die bunten Luftballons und Maskottchen, die wir heute kennen. Stattdessen wurden Plakate und Flugblätter in ganz Österreich verteilt, und Kinder, die zwischen 1916 und 1925 geboren wurden, erhielten zwei Schilling auf ihr Sparbuch gutgeschrieben.
In den ersten Jahren lag der Zinssatz für Sparbücher zwischen sieben und zwölf Prozent, was das Sparen zu einer lukrativen Angelegenheit machte. Doch erst in den 1950er-Jahren erkannten Banken das Marketingpotenzial des Weltspartags, was zu seiner Blütezeit führte. Der Tag wurde zu einem Fest, und die Geschenke für die Kinder wurden immer größer.
Aktuelle Spargewohnheiten und Herausforderungen
Ein Blick auf die Spargewohnheiten in Europa zeigt, dass die Deutschen die fleißigsten Sparer sind. Laut den letzten verfügbaren Daten der OECD aus dem Jahr 2022 sparen sie 19,9 Prozent ihres verfügbaren Einkommens. Österreich liegt mit einer Sparquote von 15,2 Prozent im oberen Mittelfeld, während der EU-Durchschnitt bei 12,7 Prozent liegt. Trotz der Rekordsummen ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Sparverhalten jedoch auf einem Tiefpunkt. Im Durchschnitt legen die Österreicher in diesem Jahr 320 Euro im Monat zur Seite, was einem Anstieg von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dennoch sind nur 39 Prozent mit diesem Betrag zufrieden.
Die Oesterreichische Nationalbank berichtet, dass rund 345 Milliarden Euro, also fast 38 Prozent des gesamten privaten Finanzvermögens, auf niedrig verzinsten Konten oder als Bargeld gehalten werden. Dieses Kapital verliert inflationsbedingt kontinuierlich an Kaufkraft. Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, betont, dass Österreichs Investoren trotz steuerlicher Benachteiligungen ein bemerkenswertes Engagement zeigen. Fast ein Drittel der Bevölkerung besitzt bereits Wertpapiere, was auf ein wachsendes Interesse an Investitionen hinweist.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass etwa 30 Prozent der Befragten aufgrund des Weltspartags intensiver über Finanzthemen nachdenken. Besonders die junge Generation ist aktiv: 40 Prozent der unter 30-Jährigen geben an, dass der Weltspartag sie motiviert, sich mehr mit ihren Finanzen zu beschäftigen.
Das erste ausgegebene Sparbuch in Zentraleuropa gehörte einer Österreicherin, Marie Schwarz, und wurde am 4. Oktober 1819 von der Ersten Österreichischen Spar-Casse ausgestellt. Dieses historische Sparbuch ist heute noch zu besonderen Anlässen auf dem Campus der Erste Bank zu sehen.
Der Weltspartag erfüllt also weiterhin seinen Zweck, indem er das Bewusstsein für das Sparen und den Umgang mit Geld schärft, insbesondere unter den jüngeren Generationen.

