Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird meist mit Kindern in Verbindung gebracht. Mit zunehmendem Alter verlagern sich die Symptome zu einer inneren Unruhe. Immer häufiger wird ADHS nun auch bei Erwachsenen diagnostiziert. Nicht zuletzt, weil auch die Sensibilität
ADHS bei Erwachsenen: Zunehmende Diagnosen und neue Ansätze
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird häufig mit Kindern assoziiert. Doch immer mehr Erwachsene erhalten diese Diagnose, was nicht zuletzt auf ein wachsendes Bewusstsein für die Symptome zurückzuführen ist. Während bei Kindern oft eine ausgeprägte Hyperaktivität beobachtet wird, zeigen sich die Symptome bei Erwachsenen oft in Form von innerer Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten.
Ursachen und Herausforderungen der späten Diagnose
Eine der Herausforderungen bei der Diagnose von ADHS bei Erwachsenen liegt darin, dass viele Betroffene, insbesondere Mädchen, ihre Symptome über Jahre hinweg maskieren. Psychologin Marion Mitsche erklärt, dass gesellschaftliche Erwartungen und der Intelligenzfaktor dabei eine Rolle spielen. Viele Mädchen und Frauen entwickeln Strategien, um ihre Schwierigkeiten zu kompensieren, wodurch sie oft unentdeckt bleiben.
„Im Schulsystem fallen sie nicht so stark auf“, sagt Mitsche. „Die Intelligenz ermöglicht es ihnen, ihre Schwächen im Alltag auszugleichen.“ Dies führt dazu, dass ADHS bei vielen Frauen erst im Erwachsenenalter erkannt wird, was mit einer Vielzahl von Herausforderungen und Missverständnissen im Berufs- und Privatleben verbunden ist.
Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
Die Symptome von ADHS bei Erwachsenen unterscheiden sich von denen bei Kindern. Anstatt äußere Unruhe zu zeigen, erleben Erwachsene oft einen ständigen inneren Druck. Sie haben häufig viele Gedanken im Kopf und fühlen sich getrieben, immer etwas tun zu müssen. Diese Symptome können zu erheblichen Schwierigkeiten im Alltag führen, insbesondere wenn es um die Bewältigung von Stress und zwischenmenschlichen Beziehungen geht.
Es gibt einen Anstieg der Diagnosen, jedoch mangelt es an ausreichenden Behandlungsplätzen. Aus diesem Grund wird derzeit an einem Kompetenzzentrum für Neurodiversität gearbeitet, das sich auf ADHS und Autismus konzentriert. Hier sollen Betroffene die Unterstützung und Ressourcen erhalten, die sie benötigen.
Therapeutische Ansätze und Selbsthilfe
Carmen Petutschnig, die selbst mit ADHS lebt, hat ein Projekt namens „Traum(a)hof Pferdeland“ ins Leben gerufen. Auf ihrem Pferdehof lernen Menschen mit ADHS oder Autismus, ihre Emotionen zu regulieren und innere Ruhe zu finden. „In meinem Leben gab es viele Situationen, in denen ich als unkonzentriert oder unruhig wahrgenommen wurde“, erklärt Petutschnig. „Jetzt habe ich mehr Ruhe, auch durch die Arbeit mit den Pferden.“
Die Reittherapeutin Verena Edler-Geißler ergänzt, dass viele Klienten mit Problemen im Selbstwertgefühl und innerer Unruhe zu kämpfen haben. Durch die Therapie am Hof können sie Erfolge erleben, die ihr Selbstwertgefühl und Vertrauen stärken.
Vielfältige Symptome und Begleiterkrankungen
ADHS kann auch in einer hypoaktiven Form auftreten, bei der die Hyperaktivität nicht im Vordergrund steht. Die Symptome sind vielfältig und können von Konzentrationsschwierigkeiten über Gedächtnisprobleme bis hin zu fein- und grobmotorischen Störungen reichen. Betroffene sind auch anfälliger für Suchtverhalten und haben Schwierigkeiten, Risiken einzuschätzen. Oft werden diese Probleme bereits bei Schuleintritt erkannt, wobei Jungen häufiger diagnostiziert werden als Mädchen.
ADHS und die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gehören zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Sie können durch Medikamente, Therapien und gezielte Übungen behandelt werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Die zunehmende Sensibilität für ADHS bei Erwachsenen ist ein wichtiger Schritt, um das Verständnis und die Unterstützung für Betroffene zu fördern. Mit einer Kombination aus Therapie, Selbsthilfe und gesellschaftlicher Aufklärung kann vielen Menschen geholfen werden, ein erfülltes Leben zu führen.

