„Wir dürfen nicht mehr nur reagieren – wir müssen gestalten“

Bundesheer-Rüstungschef Generalleutnant Harald Vodosek über die größte Modernisierung und Aufrüstung in der Geschichte der österreichischen Streitkräfte.

Das österreichische Bundesheer steht vor der größten Modernisierung seiner Geschichte. Generalleutnant Harald Vodosek, der für etwa ein Drittel des Verteidigungsbudgets verantwortlich ist, beschreibt die aktuelle Situation als einen entscheidenden Wendepunkt. Viele Beschaffungsvorhaben, die über Jahre hinweg aufgeschoben wurden, werden nun gleichzeitig in Angriff genommen. Diese Initiativen erstrecken sich über alle Waffengattungen und umfassen den Schutz der Soldatinnen und Soldaten, die Verbesserung der Kommunikationssysteme sowie bedeutende Projekte wie den Ersatz der alten Hubschrauberflotte und die Modernisierung der Panzertruppe.

Harald Vodosek

Die geopolitischen Herausforderungen erfordern eine Anpassung der Fähigkeiten des Bundesheeres an ein verändertes Bedrohungsbild. Generalleutnant Vodosek betont, dass es nicht nur um Rüstungsaufbau gehe, sondern um einen strategischen Fähigkeitsaufbau. Der Fokus liegt darauf, die richtigen Ausstattungen für die zukünftigen Aufgaben zu schaffen, die die nationale Verteidigung, den Schutz kritischer Infrastruktur, die Unterstützung im Katastrophenfall und die Aufrechterhaltung internationaler Engagements umfassen. Nach langen Jahren der Reduzierung sei es nun notwendig, verlorene Fähigkeiten zurückzugewinnen.

Prioritäten der Modernisierung

Bei den Modernisierungsmaßnahmen stehen insbesondere die Bereiche Aufklärung, Führung, Wirkung und Schutz im Vordergrund. Investitionen fließen in geschützte Fahrzeuge wie den Pandur Evolution, moderne Führungs- und Aufklärungssysteme sowie in die Luftbeweglichkeit. Dazu zählen die Einführung neuer Hubschrauber wie die AW169 und die Black Hawks sowie das Lufttransportsystem C390. Die Landesverteidigung in ihrem klassischen Sinne erfährt eine Renaissance, wobei Ausbildung, Milizstruktur, Logistikleistungen sowie Munitions- und Treibstoffvorräte auf ein höheres Leistungsniveau gehoben werden.

Ein zentrales Thema ist auch die Drohnenabwehr. Die Bedrohung durch Luftangriffe, insbesondere durch kleine, kommerziell erhältliche Drohnen, hat in den letzten Jahren zugenommen und zeigt sich in aktuellen Konflikten weltweit. Das Bundesheer arbeitet daher intensiv an einem mehrschichtigen Ansatz zur Drohnenabwehr, der elektronische Kampfführung, Sensorik und kinetische Systeme umfasst. Dabei ist es wichtig, diese Fähigkeiten in bestehende Strukturen zu integrieren und nicht isoliert zu betrachten.

Die Zusammenarbeit mit der heimischen Industrie spielt eine entscheidende Rolle in diesem Kontext. Der Fokus liegt bewusst auf lokalen Lösungen, die nicht nur die Versorgungssicherheit erhöhen, sondern auch Arbeitsplätze sichern und technologische Souveränität schaffen.

In Bezug auf die Zukunft des Bundesheeres äußert Generalleutnant Vodosek seine Vision für das Jahr 2032. Er strebt ein modernes, glaubwürdiges und einsatzbereites Bundesheer an, das den Soldatinnen und Soldaten die notwendigen Ressourcen bereitstellt. Nur so kann die Verteidigung der liberalen Demokratie für alle Bürgerinnen und Bürger Österreichs aktiv gewährleistet werden.

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