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Vitamin-D-Spiegel fiel während der Pandemie – besonders bei älteren Frauen und Stadtbewohner:innen

Eine riesige Datenauswertung aus Bayern sorgt für Aufsehen: Bei mehr als 292.000 Patient:innen sank während der Corona-Pandemie der Vitamin-D-Spiegel messbar. Die im Fachjournal Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt: Besonders Frauen über 60 und Menschen in Städten hatten deutlich niedrigere Werte – offenbar eine Folge von Lockdowns, weniger Sonne und mehr Zeit in den eigenen vier Wänden.

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Ein messbarer Knick im Vitamin-D-Haushalt

Das Team um Eva Grill von der Ludwig-Maximilians-Universität München verglich Blutproben aus den zwei Jahren vor und während der Pandemie. Das Ergebnis ist eindeutig: Der durchschnittliche Wert von 25-Hydroxyvitamin D fiel von 26,7 µg/l auf 26,0 µg/l.

Klingt nach wenig, ist aber statistisch relevant: Der Anteil der Menschen mit einem Vitamin-D-Mangel (unter 20 µg/l) stieg von 31,2 auf 35,2 Prozent. Anders gesagt – mehr als jede dritte getestete Person hatte zu wenig vom „Sonnenvitamin“.

Vitamin D bildet sich hauptsächlich in der Haut durch UV-B-Strahlung. Es stärkt nicht nur die Knochen, sondern spielt auch beim Immunsystem und dem Stoffwechsel eine Rolle – kurz gesagt: ohne Sonne läuft’s nicht rund.

Besonders betroffen: ältere Frauen und jüngere Erwachsene

Am stärksten traf es Frauen ab 60 Jahren. Warum gerade sie? Die Forschenden vermuten eine Kombination aus Bewegungsmangel, psychischem Druck und familiären Belastungen während der Pandemie.

Aber auch junge Erwachsene (18–39 Jahre) blieben nicht verschont. Der Anteil mit zu niedrigen Werten kletterte von 34,6 auf 37,8 Prozent. Offenbar hat das viele Homeoffice und der Rückzug ins „Cocooning“ – also das gemütliche Zuhausebleiben – dazu geführt, dass selbst Jüngere kaum Sonne abbekamen.

Stadtluft macht (nicht immer) frei – sondern blass

Der Unterschied zwischen Stadt und Land war deutlich: In städtischen Gebieten trat Vitamin-D-Mangel viel häufiger auf. Kein Wunder – zwischen hohen Gebäuden, schmalen Innenhöfen und wenig Grünflächen bleibt oft kaum Sonne übrig.

Hinzu kommt: In Ballungsräumen ist die Luftverschmutzung höher, was Teile der UV-Strahlung abfängt. Und während des Lockdowns hieß es für viele Stadtmenschen schlicht: drinnen bleiben. Auf dem Land war es leichter, wenigstens mal kurz „in die Sonne zu hüpfen“.

Warum das Sonnenvitamin auf der Strecke blieb

Das Forschungsteam sieht die Gründe in einer ganzen Reihe von Pandemieeffekten:

  • Lockdowns und Homeoffice – weniger Zeit draußen, mehr Zeit vor Bildschirmen.
  • Geschlossene Parks, Fitnessstudios und Freizeitstätten – weniger Bewegung, weniger Sonne.
  • Angst vor Ansteckung – selbst bei gelockerten Regeln blieben viele lieber daheim.

Dazu kamen psychischer Stress und soziale Isolation, die das Aktivitätsniveau weiter drückten. Viele Menschen „hingen einfach durch“ – auch im wörtlichen Sinn.

Streit um Grenzwerte und Nahrungsergänzung

Wie viel Vitamin D „genug“ ist, darüber wird in der Wissenschaft weiter gestritten. Die einen sehen unter 20 µg/l schon als Mangel, andere setzen den Grenzwert bei 30 µg/l.
Entsprechend uneinheitlich sind die Empfehlungen: Von gezielter Supplementierung für Risikogruppen bis hin zu allgemeiner Vorbeugung ist alles dabei.

In der Pandemie wurde Vitamin D zeitweise fast zum „Wundermittel“ erklärt – besonders im Zusammenhang mit COVID-19. Doch trotz vieler Spekulationen: einen klaren Beweis für einen Schutz vor Infektionen gibt es bis heute nicht.

Was die Studie bedeutet

Die in Nature Communications veröffentlichte Untersuchung liefert erstmals harte Daten, wie sich der Vitamin-D-Status in der Bevölkerung real verändert hat – und zwar quer durch Altersgruppen und Regionen.

Konkrete Empfehlungen zum Umgang mit dem Mangel gibt die Studie nicht, macht aber deutlich: Wenn Sonne, Bewegung und soziale Kontakte gleichzeitig wegfallen, hat das spürbare Folgen – auch biochemisch.

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